Neun neue Stolpersteine in Mannheim erinnern an Opfer des Nationalsozialismus

Am 21.05. wurden in Mannheim insgesamt neun neue Stolpersteine verlegt. Zwei davon befinden sich in den Stadtteilen Rheinau und Seckenheim, auf Initiative und mit Patenschaft der Grünen Ortsverbände. Sie erinnern an Dr. Kurt Michaelis und Sofie Magdalena Schneider, zwei Menschen, deren Leben durch das nationalsozialistische Regime gewaltsam gebrochen wurden. 

Rheinau: Dr. Kurt Michaelis

In der Karlsruher Straße 6 wurde ein Stolperstein für Dr. Kurt Michaelis (1884–1945) verlegt. Der promovierte Chemiker war Betriebsleiter bei der Kali-Chemie und zog 1930 mit seiner Familie von Berlin nach Mannheim. 1938 wurde er als Jude zwangsweise in den Ruhestand versetzt, verlor fast sein gesamtes Einkommen und musste später Zwangsarbeit bei einem Schrotthandel in Rheinau verrichten. Am 13. Februar 1945 – nur drei Monate vor Kriegsende – wurde er nach Theresienstadt deportiert. Er überlebte die Befreiung, starb jedoch am 17. Juni 1945 auf dem Rückweg nach Mannheim an den Folgen der Haft.

Stadträtin Alice van Scoter, welche den Stolperstein für Dr. Michaelis auch initiiert hatte, sagte bei der Verlegung: „Dieser Stein erinnert nicht nur an das Schicksal von Dr. Michaelis. Er fordert uns auf, stehenzubleiben, hinzusehen und uns zu fragen: Was tue ich heute gegen Ausgrenzung, Hass und Antisemitismus? Denn: Hier lebte ein Mensch. Hier wurde Unrecht begangen. Hier darf nicht vergessen werden.“

Seckenheim: Sofie Magdalena Schneider

In Suebenheim erinnert ein Stolperstein an Sofie Magdalena Schneider, wurde 1944 nach der „Volksschädlingsverordnung“ wegen Plünderns hingerichtet, da sie nach einem Luftangriff Gegenstände aus einem ausgebombten Haus entwendet haben soll.

Bezirksbeirätin Lea- Sophie Vögele betonte: „Das Schicksal von Sofie Magdalena Schneider führt uns vor Augen, wie das ‚Recht‘ im Nationalsozialismus instrumentalisiert wurde. Es mahnt uns, die Einhaltung rechtsstaatlicher Grundsätze niemals als selbstverständlich zu betrachten.“

Stolpersteine: Erinnerung und Mahnung zugleich

Das Projekt STOLPERSTEINE von Gunter Demnig bringt die Namen und Geschichten von Verfolgten an ihre letzten selbstgewählten Wohnorte zurück – nicht ins Museum, sondern mitten in unseren Alltag. In Mannheim erinnern inzwischen über 300 Stolpersteine an Menschen, die durch das NS-Regime entrechtet, vertrieben, deportiert oder ermordet wurden.

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30. Mai 2025
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