Jagd als einziger Ausweg?

GRÜNE fordern mehr Offenheit beim runden Tisch Schwarzwild

Seit einem knappen Jahr tagt der runde Tisch Schwarzwild regelmäßig. Dort sind hauptsächlich Jägern und Förstern vertreten, doch auch Politik und Verwaltung sind zugegen.

Zu Beginn gab es eine große Auftakt-Veranstaltung, moderiert von einem neutralen Wildbiologen. Zentrale Punkte waren die Erarbeitung eines gemeinsamen Konzepts und die Ablehnung von Denkverboten. Im Gegensatz dazu wird nun wieder die übliche Forderung nach erhöhten Abschusszahlen laut, um der sogenannten Überpopulation beizukommen.

Stadträtin Natascha Werning, tierschutzpolitische Sprecherin der GRÜNEN Gemeinderatsfraktion dazu:

„Es kann nicht sein, dass es anfangs heißt, wir prüfen, ob wir überhaupt ein Wildschwein-Problem haben und überlegen uns dann gegebenenfalls die Möglichkeiten, wenn gleichzeitig klar und ausschließlich in Richtung „Abschuss erhöhen“ gearbeitet wird. Mittlerweile sollte doch auch bei Jägern anerkannt sein, dass Beschuss den Bestand nicht dezimiert, sondern erhöht. Es gibt verschiedene Projekte in Deutschland und der Schweiz, die das belegen. Wenn man ein einzelnes Tier einer Familie erschießt, gründen die übrigen Familienmitglieder neue Rotten und erhöhen somit die Population. Im Saarland hatte man eine sechs monatige Schonzeit verhängt, und es geschah: nichts! Der Bestand stieg nicht explosionsartig an, wie erwartet. Oder Beispiel Genf: Hier wurde 1974 die Jagd abgeschafft, und seitdem wächst die Biodiversität.

Leider forcieren die Teilnehmer des runden Tisches bislang trotzdem die Jagd. Sie möchten die Abschusszahlen erhöhen, evtl. Nachtzielgeräte verwenden und den Saufang einführen. Das hat nichts mehr mit Jagd im herkömmlichen Sinne zu tun. Zusätzlich möchten sie gerne die Schonzeit verkürzen. Das ist absolut nicht zu begrüßen, da die Tiere so nicht in Ruhe ihren Nachwuchs aufziehen können und artspezifische Bedürfnisse ignoriert werden. Ich würde mir wünschen, dass eine Schonzeitverlängerung eingeführt wird und mehr Freiflächen ausgewiesen werden, auf denen die Tiere ungestört leben können. Wichtiger als den Abschuss zu erhöhen, wäre die Lebensmittelfelder wie Mais einzuzäunen, damit die Tiere sich nicht ungestört bedienen können. Aber vielleicht wird es ja doch noch eine Einigung geben. Noch ist das Konzept des runden Tisches nicht zu Ende gedacht und nicht verabschiedet. In einer der nächsten Sitzungen soll das Thema „Jagdethik“ behandelt werden. Ich hoffe, dass beim nächsten Mal der runde Tisch um Fachleute aus dem Tierschutzbereich insbesondere der Stadt ergänzt wird. Dann kann ich mir vorstellen, dass wir ein tragfähiges Konzept erarbeiten, mit dem Jäger, Förster, Tierschützer und vor allem die Wildschweine leben können.“

Print Friendly, PDF & Email

23. Oktober 2013
Kategorien: Pressemitteilungen | Schlagwörter: |