Verkehrsversuch für autofreiere Innenstadt ab August durchführen

GRÜNE Bezirksbeirät*innen Innenstadt/Jungbusch sprechen sich gegen eine erneute Verschiebung des Verkehrsversuchs aus

Nun wäre es endlich soweit: Der vom Gemeinderat mit großer Mehrheit beschlossene Verkehrsversuch für eine autofreiere Innenstadt soll nun endlich im August beginnen. Der Start wurde bereits einmal verschoben, das Thema umfangreich und ausgiebig diskutiert. Nun- so könnte man meinen – sei alles ausdiskutiert, geplant und vorbereitet.

Könnte man meinen. Ist aber nicht so. Mal wieder werden kurz vor dem Start Stimmen laut, die den Starttermin des Versuchs verschieben wollen. Diese verweisen insbesondere auf andere Verkehrsprojekte oder Baustellen im Stadtgebiet (Fahrlachtunnel, Suezkanal, Konrad-Adenauer-Brücke), die „den Verkehr“ (gemeint ist hier wohl der motorisierte Individualverkehr) zu stark negativ beeinflussen könnten und möglicherweise zu einer geringeren Aussagekraft der Ergebnisse des Verkehrsversuchs führen.

Zusätzlich verunsichert die Entscheidung der Stadt, die nächtliche Sperrung der Fressgasse am Wochenende bereits vor Beginn des Verkehrsversuchs durchzusetzen, die Bevölkerung mehr, als dass sie diese positiv auf den Start des Verkehrsprojekts einstimmt. Die Aktion wirkte weder langfristig geplant noch gut durchdacht und führte zu negativen Auswirkungen auf den Verkehrsfluss. Maßnahmen wie zum Beispiel Plakate, frühzeitige Hinweise auf Verkehrsumleitungen sowie der vermehrte Einsatz von Ordnungskräften wurden nicht oder nicht ausreichend durchgesetzt. Dies erhöht bei den Bewohner*innen der Innenstadt die Skepsis bezüglich des Verkehrsversuchs. Die Stadt hat mittlerweile gegengewirkt und die Sperrung der Fressgasse ab dem 02. Juli aufgehoben.

Dennoch: Gründe, den Start des Verkehrsversuchs zu verschieben wird man immer finden. Es gibt allerdings noch mehr Gründe, mit diesem endlich zu beginnen und Erkenntnisse darüber zu gewinnen, wie durch den Verkehrsversuch als ersten Schritt zu einer autoberuhigten Innenstadt, der Durchfahrtsverkehr gestoppt werden kann.

Verkehr ist übrigens nicht nur der motorisierte Individualverkehr, was häufig in den öffentlichen Debatten vergessen wird – Verkehr ist auch und insbesondere der Fuß- und Radverkehr sowie der ÖPNV – gerade in der Innenstadt. Dieser hat als Umweltverbund auch in Mannheim einen höheren Anteil am Verkehr als der motorisierte Individualverkehr und wirkt sich zudem positiver auf das Klima sowie die Lebensqualität in der Stadt aus.

Sowohl Anwohner*innen, Besucher*innen als auch der Handel können von dem Verkehrsversuch profitieren- sofern er konzeptionell sinnvoll unterstützt und umgesetzt wird. Das beinhaltet insbesondere eine gute Kommunikation sowie eine zeitnahe und konsequente Nachjustierung. Aus der Erfahrung der letzten Monate, die Durchfahrt der Fressgasse am Wochenende für den motorisierten Individualverkehr zu sperren, kann und sollte die Verwaltung lernen: Noch ist Zeit, notwendige und sinnvolle Maßnahmen aufzusetzen, ohne den Versuch weiter verschieben zu müssen. Die Klimakrise wartet nicht – der Verkehrsversuch als ein Teil der kommunalen und dringend notwendigen Verkehrswende darf ebenfalls nicht warten! Je schneller die Innenstand autofreier wird, desto besser.

Wir als Bezirksbeirät*innen Innenstadt/Jungbusch finden es aus den genannten Gründen nicht akzeptabel, den Verkehrsversuch nochmals aufzuschieben.
Wir erwarten von der Verwaltung weitere flankierende Maßnahmen, die den Verkehrsversuch unterstützen, sodass er wie geplant im August beginnen kann.

 

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06. Juli 2021
Kategorien: Bezirksbeiräte, Pressemitteilungen | Schlagwörter: , , , , , , |