Ergänzungsantrag zu „Umgang mit Straßennamen nach ihren historischen Gehalten“

Der Gemeinderat beschließt:

Die Vorlage V016/2022 wird in folgenden Punkten geändert bzw. ergänzt:

Punkt 1:

„Gustav Nachtigal (1834-1885) betrieb aktiv als Forschungsreisender u. Reichskommissar den gewaltsamen kolonialpolitischen „Wettlauf um Afrika“. Die Straße wurde 1935 im Sinne der NS – Propaganda für Krieg und Rassismus benannt. Diese Ehrung entspricht nicht den heutigen Werten, eine Umbenennung ist vorgesehen.“

„Theodor Leutwein (1849-1921) legte als Gouverneur von Deutsch-Südwestafrika (Namibia) die Grundlagen einer rassistischen Kolonialherrschaft und einen auf Völkermord angelegten Kolonialkrieg. Die Straße wurde 1935 im Sinne der NS-Propaganda für Krieg und Rassismus benannt. Diese Ehrung entspricht nicht den heutigen Werten, eine Umbenennung ist vorgesehen.“

„Adolf Lüderitz (1834-1886) war eine Schlüsselfigur der gewaltsamen deutschen Kolonialpolitik, insbesondere in Deutsch-Südwestafrika (Namibia). Die Straße wurde 1935 im Sinne der NS-Propaganda für Krieg und Rassismus benannt. Die Benennung entspricht nicht den heutigen Werten, eine Umbenennung ist vorgesehen.“

„Der schwedische Forschungsreisende Sven Anders Hedin (1865-1952) propagierte die „germanische Rasse“, vertrat die irrwitzige Idee einer „jüdischen Weltverschwörung“ und unterstützte das NS-Regime und seine Expansionskriege. Die 1985 erfolgte Straßenbenennung entspricht nicht den heutigen Werten, eine Umbenennung ist vorgesehen.“

Punkt 2:

Das Verfahren zur Bürgerbeteiligung dient der Meinungsbildung. Es soll so gestaltet werden, dass eventuelle Kontroversen befriedet werden und unterschiedliche Vorschlage in einen stadtweiten Konsens bzw. Kompromiss münden.

Vorschläge der Anwohner*innen werden in das gesamtstädtische Verfahren eingebunden.

Begründung:

zu Punkt 1:

Die Texte für die Übergangsbeschilderung sollten leichter zu verstehen sein und ein unmittelbares Verständnis wecken.

zu Punkt 2:

Eine Extra-Befragung der Anwohnerschaft der betreffenden Straßen parallel zum stadtweiten Beteiligungsverfahren würde eher dazu beitragen, die bestehenden unterschiedlichen Sichtweisen zu verstärken und vermutlich zu einer Verhärtung der Auseinandersetzung führen.

Wichtig ist aber in diesem Falle eigentlich die Diskussion über Mannheims Haltung zur Kolonialgeschichte und nicht eine durchaus auch wichtige Grundsatzdebatte über Beteiligungsmöglichkeiten eines Stadtteils.

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08. Februar 2022
Kategorien: Anträge 2022 | Schlagwörter: , , , , |