Verkehrsversuch Mannheim – die Chance endlich nutzen

GRÜNE Bezirksbeirät*innen Innenstadt/Jungbusch sprechen sich gegen eine erneute Verschiebung des Verkehrsversuchs aus.

Der Verkehrsversuch in Mannheim wurde in den letzten Jahren mehrfach verschoben, öffentlich diskutiert und auch in den Medien aufgegriffen. Nun soll er endlich am 11.03. starten. Verfolgt man die Presse und die dort getätigten Aussagen von Kritikern des Versuchs, kommt man allerdings aus dem Staunen nicht mehr raus.

Nein, es wird (leider) nicht die komplette Markstraße zu einer Fahrradstraße umgewandelt, sondern lediglich der Abschnitt zwischen E1 und E2. Und ja: die Parkhäuser sind weiterhin alle erreichbar. Die Aussagen von Hendrik Hoffmann, Vizepräsident des Handelsverbands Nordbaden, im SWR erwecken den Eindruck, dass dies nicht mehr möglich sei[1]. Ebenso ist die Anlieferung des Handels mit Gütern weiterhin gegeben. Manfred Schnabel, Präsident der IHK Rhein Neckar, äußerte gegenüber dem Mannheimer Morgen die Befürchtung, dass dies nicht mehr möglich sei[2]. Dabei hat die Stadt hierfür sogar extra Anlieferzonen geschaffen. Kund*innen und Gäste, die mit dem Auto in die Innenstadt kommen, werden weiterhin die Möglichkeit haben, ihren PKW in einer der vielen Parkhäuser abzustellen. Parkplätze sind in den Mannheimer Parkhäusern genug vorhanden, wenn die Adventssamstage einmal ausgeklammert werden. Das Parken in Parkhäusern ist zudem günstiger als das Parken auf gebührenpflichtigen Parklätzen im öffentlichen Raum und darüber hinaus auch zahlreicher vorhanden. Die Argumentation der Kritiker, der Handel würde darunter leiden, ist an vielen Stellen nicht nachvollziehbar.

Der Verkehrsversuch soll dazu dienen, die Innenstadt attraktiver zu machen, Verkehrslärm und Abgase zu reduzieren, nicht nötigen Durchverkehr aus der Innenstadt zu halten und Gäste und Bewohner*innen einzuladen zu flanieren. Dies alles unterstützt den Einzelhandel. Das ist in zahlreichen Studien belegt und dies zeigt auch die Erfahrung in vielen Städten im In- und Ausland. Gerade in Mannheim sind die autofreien Fußgängerzonen sehr beliebt und ziehen aus dem Umland viele Kund*innen und Gäste an.

Wer samstags die Fressgasse entlang läuft, wird zudem feststellen, dass man zu Fuß häufig schneller unterwegs ist, als per PKW. Gerade der Handel müsste daher befürworten, dass der Durchgangsverkehr eben nicht in die Innenstadt fährt, sondern umgeleitet wird: Kund*innen, die mit dem Auto gut an die Parkhäuser kommen, kommen eher wieder, als Kund*innen, die im Stau stehen. Das Gleiche gilt übrigens auch für Fußgänger*innen: In der Fressgasse und Kunststraße ist ein Überqueren der Fahrbahn häufig nur schwer möglich. Selbst an den (wenigen) Ampeln, wird häufig noch bei orange oder rot weitergehfahren oder der Übergang blockiert. All das macht die Mannheimer Innenstadt zunehmend unattraktiver.

Die Mehrheit des Mannheimer Gemeinderats hat sich für die Durchführung des Verkehrsversuchs ausgesprochen. Zeit, dass er nun endlich umgesetzt wird. Umso verwunderlicher ist da die Forderung der IHK Rhein-Neckar und der Gewerbegemeinschaft, dass sobald „wirtschaftliche Schäden erkennbar sein“ sollten, der „Versuch sofort abzubrechen sei“[2]. Wann dies der Fall ist, hat nicht der Handel alleine zu entscheiden, sondern muss in Abstimmung mit allen beteiligten Akteuren erfolgen.

[1] https://www.swr.de/swraktuell/wahl/bw/landtagswahl-2021/verkehrssituation-mannheimer-innenstadt-100.html

[2] https://www.mannheimer-morgen.de/orte/mannheim_artikel,-mannheim-stresstest-fuer-die-mannheimer-innenstadt-_arid,1910551.html

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10. Februar 2022
Kategorien: Bezirksbeiräte, Pressemitteilungen | Schlagwörter: , , , |