Verkehrsinfrastruktur unter Druck – Brücken und Ampeln in Mannheim brauchen Investitionen

Der Eigenbetrieb Stadtraumservice Mannheim hat dem Gemeinderat im letzten Betriebsausschuss einen umfangreichen Überblick über den Zustand der städtischen Ingenieurbauwerke und Lichtsignalanlagen gegeben – mit alarmierenden Zahlen. Aber auch mit konkreten Konzepten, wie der immense Sanierungsstau bewältigt werden soll.
In Mannheim gibt es derzeit 338 Ingenieurbauwerke, darunter 163 Brücken und Unterführungen. Viele davon stammen aus der Nachkriegszeit bis in die 1970er Jahre und sind inzwischen sanierungsbedürftig. Die Belastungen durch modernen Schwerlastverkehr übersteigen die damals zugrunde gelegten Belastungen um ein Vielfaches. „Allein die Tatsache, dass 53 % der geprüften Brücken den Warnschwellwert von Note 3 überschreiten – und damit deutlich über dem empfohlenen Wert von 10 % liegen – zeigt, wie groß der Handlungsdruck ist“, erklärt Gabriele Baier.
Hinzu kommt, dass die vorgeschriebenen Prüfungen nur für 57 % der Bauwerke durchgeführt werden konnten. Für Instandsetzung und Ertüchtigung rechnet der Stadtraumservice mit einem jährlichen Bedarf von 12,5 Mio. Euro, hinzu kommen 3 Mio. Euro, und zusätzliches Personal, um den Sanierungsstau abzubauen. Großprojekte wie die Erneuerung der Rheinbrücken (geschätzte 60 Mio. Euro für die Kurt-Schumacher-Brücke, 300 Mio. Euro für die Konrad-Adenauer-Brücke) sind hierin nicht enthalten und erfordern Landes- und Bundesmittel.
Auch die Lichtsignalanlagen zeigen strukturelle Schwächen: Von den rund 450 Ampeln in Mannheim sind 40 % älter als 20 Jahre, einige sogar über 45 Jahre – längst über die empfohlene Nutzungsdauer hinaus. Ersatzteile sind oft nicht mehr verfügbar, Softwareupdates schwierig. Durchschnittlich werden nur 12,5 Anlagen pro Jahr erneuert – nötig wären jedoch 30. Der Sanierungsbedarf ist erheblich, auch mit Blick auf die Umstellungen im Rahmen des Lärmschutzaktionsplans. „Wenn man sich diese Zahlen anschaut, wundert es nicht, warum Ampeln ausfallen, Brücken gesperrt werden oder Tempo 30 notwendig wird“, so Alice van Scoter „Wir reden hier nicht von Einzelfällen oder Zufällen, sondern von einem strukturellen Sanierungsstau, der über Jahre hinweg entstanden ist.“
Gabriele Baier ergänzt: „Der Stadtraumservice ist seit seiner Gründung 2021 unterfinanziert, 2025 wurden zusätzlich Mittel gekürzt, die nötigen Sanierungen sind so bei weitem nicht umsetzbar. Damit Mannheim weiter ein zentraler Wirtschaftsstandort mit hoher Lebensqualität bleibt, muss jedoch in unsere Infrastruktur investiert werden. In der angespannten Haushaltslage ein sehr schwieriger Prozess. Der Stadtraumservice hat die Konzepte dazu erarbeitet. Die Fraktion Die GRÜNEN/Die PARTEI wird sich im Rahmen der Haushaltskonsolidierung dafür einsetzen, den Stadtraumservice der angespannten Finanzlage entsprechend auskömmlich zu finanzieren.“